„Nachhaltigkeit ist für uns kein Trendthema“

Chefsache: Die Geschäftsführung im Interview

Geführt von Daniel Rosenow im November 2022 (Auszug aus dem GSC-Bericht 2022)


Zu trockene Böden, widrige Bedingungen für den Anbau regionaler Lebensmittel und schlechte Ernte der deutschen Bauern. Die Folgen der Klimakrise und die Verantwortung gegenüber Natur und Umwelt werden auch bei uns immer deutlicher spürbar. Internationale Krisen wie Corona und die Gasknappheit in Europa stellt die Branche vor zusätzliche, große Herausforderungen. Fest steht: Wir alle müssen nachhaltiger agieren. Wo packen Sie ganz persönlich an?

Jörg T. Böckeler, Geschäftsführer (CEO):

„Nicht nur als Chief Executive Officer unserer Dorint Hotelgruppe, sondern auch als Familienvater ist Nachhaltigkeit für mich eine Herzensangelegenheit. Das Wichtigste, was wir für unseren Planeten tun können, ist ihn für unsere nachfolgenden Generationen nicht nur bewohnbar, sondern auch lebenswert zu erhalten. Wir alle spüren mittlerweile deutliche Auswirkungen des Klimawandels und es wird höchste Zeit, dass wir alle Anstrengungen unternehmen unsere Industrie und Wirtschaft mit mehr Nachhaltigkeit auch langfristig zum Erfolgsmodell zu machen. Unser GreenSquareConcept haben wir in unserer Dorint Hotelgruppe zur Chefsache erklärt und uns ehrgeizige Ziele gesteckt. Wir wollen als Unternehmen einen echten Beitrag dazu leisten die Branche ein Stück nachhaltiger zu machen und mit unseren strategischen Entscheidungen unseren Worten auch Taten folgen zu lassen. Mehr Nachhaltigkeit bedeutet gleichzeitig auch mehr Resilienz gegenüber internationalen Krisen.“


Nachhaltigkeit assoziieren viele im persönlichen Alltag vor allem mit Themen wie Plastikreduzierung, Energie sparen und Elektromobilität. Was bedeutet Nachhaltigkeit speziell für die Hotellerie und Gastronomie?

Bettina Schütt, Geschäftsführerin (COO):

„Die Hotellerie ist ein Stück weit auch ein Schaufenster der Gesellschaft. Unsere Gäste, die Lieferanten und Mitarbeiter sind so vielfältig und unterschiedlich, wie die Gesellschaft nur sein kann. Wir erkennen, dass das Engagement und die Bereitschaft, ökologisch Sinnvolles zu tun, immer weiterwächst. In unserer Dorint Hotelgruppe verantworte ich als Chief Operating Officer das operative Geschäft unserer Hotelbetriebe und sehe täglich die vielen Herausforderungen, aber auch Möglichkeiten, das Thema Nachhaltigkeit stärker nach vorn zu bringen. Wir haben zahlreiche Pilotprojekte in unseren Hotels gestartet. Pilotprojekte, die sich mit den Themen ökologischer Reinigungsmittel, Bio-Kosmetik und den Fairtrade- und Bio-Bestandteilen auf unseren Buffets beschäftigen. Wir haben uns verstärkt mit dem Ausbau nachhaltiger Produkte in unserem Portfolio bemüht und uns beispielsweise für die bundesweite ‚Faire Woche‘ engagiert. Mit unseren Betrieben haben wir außerdem eine Kooperation mit Foodsharing e.V. aufgenommen – eine Zusammenarbeit, bei der wir nicht mehr benötigte Lebensmittel und zu viel produzierte Speisen für einen guten Zweck abgeben, statt sie wegzuwerfen.“


Wie organisieren Sie das Thema Nachhaltigkeit an Ihren Standorten und welche Erwartungen haben Sie in Bezug auf die Drei-Marken-Strategie der Hotelgruppe?

Jörg T. Böckeler:

„Unsere Standorte werden durchgehend von unserem internen GreenSquareConcept-Team bei deren Bemühungen unterstützt und es werden stetig neue Impulse und Projekte in Bezug auf unser Drei-Marken-Nachhaltigkeitskonzept installiert. Alle Hotels verfolgen konsequent unsere intensive Partnerschaft mit der Sustainable Hospitality Alliance, einem Zusammenschluss der globalen Hotellerie für mehr Nachhaltigkeit im internationalen Tourismus, bei der ich auch aktiv im Senior Advisory Council mitwirke. Zusätzlich lassen wir unsere Standorte individuell und regelmäßig auf ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen und den Status-quo durch externe Partner auditieren. Mit wenigen Ausnahmen von Hotels, welche sich gerade im Umbau befinden, haben wir alle Hotels der Marken „Essential by Dorint“ und „Dorint Hotels & Resorts“ durch unseren Partner „CERTIFIED Das Kundenzertifikat GmbH & Co. KG“ unabhängig zertifizieren lassen. Auch drei Hotels unseres Luxussegmentes, die Hotels der „Hommage Luxury Hotels Collection", wurden bereits durch den externen Partner GreenSign zertifiziert, der die Hotels zusätzlich auch nach dem internationalen Standard des Global Sustainability Tourism Council (kurz: GSTC) überprüft."


Wie binden Sie in Ihren Hotels darüber hinaus die Gäste mit in das Thema Nachhaltigkeit ein?

Bettina Schütt:

„Wir achten darauf, dass die Menschen, die nachhaltig agieren wollen, dies auch können. Das fängt bei dem Angebot der Mülltrennung an und geht über zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur vor der eigenen Haustür. So nehmen wir an internationalen Aktionen zum Umwelt- und Naturschutz teil, wie beispielsweise dem ‘World Cleanup Day‘, bei dem unsere #HotelHelden die landschaftliche Umgebung um ihre Hotelbetriebe herum von Abfall und Plastikmüll befreien. Zusätzlich sensibilisieren wir unsere Gäste und Mitarbeiter auf einen sparsamen Umgang mit Energie und Ressourcen. Wir bieten unseren Gästen mit E-Bikes oder E-Scootern alternative Verkehrsmittel für die Entdeckung unserer Destinationen an. Unseren Hotelgästen bieten wir mehr und mehr Möglichkeiten, sich gesund, regional und ökologisch sinnvoll zu verpflegen – zum Beispiel bieten wir in unserer gesamten Hotelgruppe ausschließlich Fairtrade-Bio Kaffee an und verfolgen peu à peu eine Null-Plastik-Strategie für unsere Buffets. Um unserem Nachhaltigkeitsanspruch auch im Seminar- und Bankettbereich gerecht zu werden, haben wir uns dem Engagement „fairpflichtet e.V.“ angeschlossen, dem Nachhaltigkeitskodex der deutschsprachigen Veranstaltungswirtschaft des German Convention Bureau, und wir engagieren uns mit einer Mitgliedschaft im NaBu Naturschutzbund e.V. für mehr Artenschutz und Biodiversität.“


Auch die Stiftung „Neighbours by Dorint“ verfolgt Nachhaltigkeitsziele. Was steckt hinter diesem Engagement?

Jörg T. Böckeler:

„Unsere Stiftung Neighbours by Dorint hat sich zum Ziel gesetzt, wohltätige Projekte in der direkten Umgebung ihrer Betriebe zu unterstützen und zu fördern. Wir möchten damit in der direkten Nachbarschaft der Hotels karitativ tätig sein. An allen Standorten und am Kölner Hauptsitz des Konzerns sollen so gemeinnützige Projekte unterstützt werden, beispielsweise engagierte sich unser Hotel Maison Messmer in Baden-Baden bei der Internationalen Woche gegen Rassismus mit der Aktion ‘144 Stunden für Love, Peace und Respect‘. Die Stiftung hat 15.000 Euro als Nothilfe-Spende für die Bewältigung der Flutkatastrophe an der Ahr bereitgestellt.“


Inklusion und Diversität sind weitere wichtige nachhaltige Aspekte. Welche Maßnahmen ergreift Ihre Hotelgruppe, um auch die Vielfalt der Belegschaft zu stärken?

Bettina Schütt:

„Ich bin davon überzeugt, dass ein Team nur dann gut funktioniert, wenn es divers aufgestellt ist. Ich spreche von Gleichberechtigung, Integration von Andersdenkenden, von einem respektvollen Miteinander und einem Teamgefüge, in dem niemand diskriminiert wird. Insofern war schnell klar, dass wir als Hotelgruppe Mitglied bei der Charta der Vielfalt werden, einem Bündnis unter der Schirmherrschaft des Bundeskanzlers Olaf Scholz, dass sich für mehr Diversität und Vielfalt in der Arbeitswelt einsetzt. In unseren Hotelbetrieben arbeiten die unterschiedlichsten Menschen zusammen – sei es in Bezug auf Religion, Nationalität, Alter und Geschlecht. In dieser Situation ruhen wir uns aber nicht aus. Unsere Führungskräfte haben sich bei einem Workshop mit den Themen Gleichberechtigung und Frauen in Führungspositionen intensiv auseinandergesetzt, um zu prüfen, ob vor Ort wirklich schon alles in Richtung Respekt, Zusammenhalt, Toleranz, Fairness und Chancengleichheit unternommen wird.“


Junge Menschen haben besondere Ansprüche. Welche Herausforderungen ergeben sich daraus, dass der Anteil junger Mitarbeiter in Ihrer Belegschaft stetig wächst?

Bettina Schütt:

„Das Thema Nachhaltigkeit ist für uns kein Trendthema, sondern ein Aspekt, an dem wir langfristig arbeiten. Regelmäßig befragen wir unsere Mitarbeiter, nach ihren Vorstellungen, Wünschen und erkundigen uns, vor welchen Herausforderungen sie ganz konkret stehen. In diese regelmäßige Mitarbeiterumfrage haben wir selbstverständlich auch das Thema Nachhaltigkeit aufgenommen, um zu erfahren, wo die Mitarbeiter ganz persönlich ihre Schwerpunkte sehen. Demnach hat das Thema Nachhaltigkeit auch innerhalb unserer Belegschaft einen sehr hohen Stellenwert. Im Rahmen unserer 2022 stattgefundenen Veranstaltung für Auszubildende, dem Dorint Azubi-Oskar, haben wir zudem ein Barcamp zu unserem GreenSquareConcept veranstaltet. Auch hierbei sind wir mit unserem Nachwuchs in den Dialog zu vielen sozialen Themen gegangen. Sehr interessant fand ich, dass durch unsere Auszubildenden dort sehr großen Wert auf nachhaltige Unternehmensverantwortung und soziale Aspekte gelegt wurde. Zusätzlich geben wir allen Mitarbeiter die Möglichkeit, sich im Rahmen einer grünen Ideenschmiede und in der GreenSquareConcept-Arbeitsgruppe aktiv einzubringen und zu engagieren. Mit unserem internen Newsletter zum Thema Nachhaltigkeit holen wir alle Mitarbeiter gleichermaßen ab und wollen sie auch auf diesem Weg für unsere Ziele begeistern.“


Was steht als nächstes an? Wie geht es langfristig weiter beim Thema Nachhaltigkeit?

Jörg T. Böckeler:

„Langfristig? Ganz klar: Klimaneutralität. Jede Hoteldirektorin, jeder Hoteldirektor ist angewiesen, kontinuierlich die Energie- und Wasserverbräuche sowie die Abfallmengen vor Ort zu prüfen und die Werte an das zentrale GreenSquareConcept-Team zu melden. So stellen wir eine kettenweise Überprüfung sicher und sind in der Steuerung zielgerichtet unterwegs. Für jedes Hotel können wir so den jeweiligen CO2-Fußabdruck errechnen und kommunizieren diesen transparent bei jeder eingehenden Buchungsanfrage: Sichtbar wird diese Abfrage nicht nur in internen Arbeitsdokumenten, sondern neuerdings auch auf allen Reservierungsbestätigungen. Das heißt, wir gehen auch für unsere Gäste transparent mit unseren Nachhaltigkeitswerten um – auch das gehört für mich zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit diesem Thema.

Außerdem wollen wir unsere Neubauten im Hotelportfolio gleich zu Beginn noch nachhaltiger aufstellen und werden da, wo wir in die Bauplanungen involviert sind, direkt schon daran arbeiten, künftig stabil bessere Werte zu erreichen.

Unsere Bestandshäuser werden wir durch langfristige Investitionen und Neuaufstellung der Produktsortimente, wo immer wir können, nachhaltiger machen und so auch neue Gästekreise für uns gewinnen und die Mitarbeiter langfristig an uns binden. Nachhaltig kann man nur gemeinsam sein. Ohne die aktive Mitarbeit unserer motivierten #HotelHelden, Lieferanten und Gästen schaffen wir es nicht, uns stetig zu verbessern und unsere ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Wir sind stolz auf das, was wir gemeinsam schon erreicht haben und arbeiten hart daran, unser Tempo in Sachen Nachhaltigkeit noch weiter zu steigern.“